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Wintersemester 2013/14

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Prof. Dr. med. Dr. h. c. Dietrich Niethammer (ehem. Geschäftsführender Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Tübingen) zum Thema:

Das Schweigen brechen.
Vom ehrlichen Umgang mit schwer kranken Kindern

Was tut man, wenn Kinder schwer krank werden? Was bedeutet es für die Familienangehörigen? Was bedeutet es für das Kind selbst? Und wie soll man sich in diesem Fall ethisch und therapeutisch richtig verhalten?

Die Antwort auf diese Fragen war bis zum Ende des 20. Jahrhunderts und ist oft auch heute noch eindeutig: Schwer kranke Kinder denken nicht über das Sterben nach und müssen vor dem Wissen über ihre Krankheit oder ihren bevorstehenden Tod geschützt werden. Als Reaktion auf diese „Schutzversuche“ von Ärzten und Familie ziehen sich kranke Kinder oft in sich zurück und der Kontakt zu ihnen bricht ab. Häufig reden diese Kinder mit niemandem mehr und sterben in großer Einsamkeit.

Dietrich Niethammer, einer der renommiertesten Kinder- und Jugendmediziner in Deutschland, plädiert aber dafür, das Schweigen zu brechen und mit schwer kranken Kindern ehrlich umzugehen, indem man ihnen die Wahrheit über ihren Zustand nicht verheimlicht. "Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts lernte ich von Kindern mit lebensbedrohlichen Erkrankungen, dass sie in der Tat sehr viel über ihre Krankheit und die Möglichkeit des Sterbens und was das alles für sie bedeutete, nachdachten und viel mehr wussten, als wir ahnten. Und ich ging dazu über, ganz offen mit ihnen zu reden und sie nicht mehr zu belügen, wie es man mir beigebracht hat. Es entwickelten sich dadurch häufig intensive Dialoge, die erst mit dem Tod unserer Patienten oder dem Ende der Therapie ihr Ende fanden". In der Folge starb keines der von Niethammer behandelten Kinder mehr sprachlos und einsam.

Dietrich Niethammer, geboren 1939 in Leipzig, studierte Medizin an den Universitäten Tübingen, Wien und München. 1967 wurde er in Tübingen zum Dr. med. promoviert. Von 1969 bis 1971 folgte ein Forschungsaufenthalt am Department of Biochemistry in La Jolla, Kalifornien. 1972 - 1975 erhielt er die Facharztausbildung bei Prof. Dr. Kleihauer in Ulm, wo er am Aufbau der Kinderonkologie und einer Station für angeborene Immundefekte beteiligt war. 1975 führte er eine der beiden ersten allogenen Knochenmarktransplantationen in Deutschland bei einem Kind mit Aplastischer Anämie durch. 1977 habilitierte sich Niethammer für das Fach Kinderheilkunde. Von 1989 bis zu seiner Emeritierung 2005 war er Geschäftsführender Direktor der Universitäts-Kinderklinik Tübingen. 2005 wurde er für seine Verdienste in der Hochschulpolitik und als herausragender Wissenschaftler auf dem Gebiet der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.


Veröffentlichungen zu Thema:

  • D. Niethammer: Wenn ein Kind schwer krank ist. Über den Umgang mit der Wahrheit. Band 11 der Reihe medizinHuman, Suhrkamp, Berlin 2010
  • D. Niethammer: Das sprachlose Kind. Vom ehrlichen Umgang mit schwer kranken Kindern und Jugendlichen. Schattauer, Stuttgart 2008


Gefördert von der
Stiftung Mercator
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Prof. Dr. Helmut Cölfen gibt Einblicke in die Welt der Kristalle

Das Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (HZK) lädt, nach einjähriger Pause, wieder zur Helmholtz-Vorlesung ein, die nun für drei Jahre erstmalig von der Stiftung Mercator gefördert wird. Am Donnerstag, dem 28. November 2013, um 18:30 Uhr, spricht im Kinosaal der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6,

Prof. Dr. Helmut Cölfen
Lehrstuhl Physikalische Chemie I, Universität Konstanz zum Thema:

Kristallisation mal ganz anders:
Von Biomineralien, Nanostrukturen und hohen Drehzahlen

Kristalle faszinieren die Menschheit seit jeher durch ihre beeindruckend strengen geometrischen Formen sowie durch ihr attraktives optisches Erscheinungsbild. Aufgrund ihrer Schönheit werden Kristalle bekanntlich als Schmuck verwendet, aber sie sind auch geologisch und in der belebten Natur von größter Bedeutung. Sie haben vielseitigste Anwendungen erfahren, von schlichten Baustoffen über verschiedenste physikalische Anwendungen in optischen, elektronischen oder magnetischen Bauteilen bis hin zu komplexen Phänomenen der nichtlinearen Optik, wie z. B. die Frequenzverdoppelung des eingestrahlten Lichts. Hier handelt es sich um eine Anwendung, die als grüner Diodenlaserpointer inzwischen gerne bei Vorträgen genutzt wird. Kristalle spielen also eine wesentlich größere Rolle in unserem Lebensalltag als wir ahnen.

Umso überraschender ist es, dass die Entstehung von Kristallen, trotz ihrer herausragenden Bedeutung und des damit verbundenen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Interesses, bis heute, nach achtzig Jahren weltweiter intensiver Forschung, noch nicht vollständig aufgeklärt werden konnte. Das gilt insbesondere für die Kristallformen der belebten Natur, z. B. die Stacheln eines Seeigels.

Allerdings sind achtzig Jahre Forschung eine kleine Zeitspanne gegenüber den vielen Millionen von Jahren, in denen lebende Organismen ihre heutigen kristallinen Formen ausgebildet haben, wie Knochen, Zähne, Muschelschalen oder Algenskelette. Vergleicht man deren Strukturen mit dem Lehrbuchwissen über Kristallisation, dann erkennt man, dass das Wachstum dieser sogenannten „Biomineralien" damit nicht erklärt werden kann. Stattdessen spielen sogenannte „nichtklassische Kristallisationsvorgänge" eine Rolle, in der nicht Atome oder Ionen die kristalline Struktur aufbauen, sondern bereits vorgeformte Nanokristalle. Damit nutzt die Natur eine „Bottom up"-Strategie, die uns wichtige neue Ansätze zur Organisation nanostrukturierter Materie liefern kann.

Helmut Cölfen war der erste Wissenschaftler, der diese fundamentalen Unterschiede in den Kristallisationsmechanismen aufgezeigt und entsprechende Bildungsgesetze formuliert hat. Damit hat er das Verständnis der Entstehung von Biomineralien entscheidend gefördert und das Tor zu neuartigen Anwendungen geöffnet: man denke nur an den Neuaufbau von zerstörtem Zahn- oder Knochengewebe. Die Anwendung nichtklassischer Kristallisationsmechanismen ermöglicht aber auch die Synthese nanostrukturierter Materialien mit völlig neuartigen Eigenschaften.

Für diese Leistungen erhielt Helmut Cölfen bereits zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften für das Jahr 2013.

Der Vortrag wird anhand von Beispielen diese Grunderkenntnisse und vor allem ihre möglichen Anwendungen erläutern und dann darauf eingehen, welche experimentellen Verfahren den Weg zu diesen Erkenntnissen geebnet haben.

„Der Einfluss der Wissenschaften auf fast alle Lebensbereiche der Menschen steigt beständig und dennoch scheint der Gegensatz von immer abstrakter werdenden Wissenschaften und der Alltagsbildung vieler Menschen immer größer zu werden. Die Helmholtz-Vorlesungen bringen schwierige wissenschaftliche Sachverhalte in einer verständlichen Form – überzeugend und gleichzeitig unterhaltsam –einem breiten Publikum ohne fachspezifische Kenntnisse näher“, erläutert Bernhard Lorentz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator die Motivation zur Förderung der Vorlesungsreihe.

Zum Thema:

  • Cölfen, H.; Antonietti, M., Mesocrystals and Nonclassical
  • Crystallization. John Wiley & Sons: Chichester, 2008.

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Prof. Dr. Harald Welzer
FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit

Das Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (HZK) lädt gemeinsam mit der Stiftung Mercator zur Helmholtz-Vorlesung ein. Am Donnerstag, dem 9. Januar 2014, um 18:30 Uhr, spricht im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, Prof. Dr. Harald Welzer (FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit) zum Thema:

Lassen sich gesellschaftliche Transformationen gestalten?

Prof. Dr. Harald Welzer zählt zu den bekanntesten deutschen Sozialwissenschaftlern. Er widmet sich praktischer und experimenteller Strategien zum Wandel unserer modernen Gesellschaft hin zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Gesellschaft. Aber lassen sich gesellschaftliche Transformationen überhaupt gestalten? Dieser Frage geht Harald Welzer im Rahmen der Helmholtz-Vorlesung nach. Dabei wird er den Begriff der „großen Transformation" kritisch betrachten, indem er einzelne Bestandteile gesellschaftlicher Veränderungsprozesse darstellt. Weiterhin wird er die Ursachen und Formen gesellschaftlicher Transformationsprozesse diskutieren und ihre Möglichkeiten und Grenzen historisch und sozialpsychologisch analysieren.

„Seit einiger Zeit ist viel von einer „großen Transformation“ die Rede. Das ist irreführend, weil gesellschaftliche Veränderungsprozesse sich nicht gleichzeitig vollziehen, sondern in nicht antizipierbaren Mischungen aus dynamischem Wandel, Dingen, die bewahrt bleiben und nicht-linearen Veränderungen. Zudem ist es eine bislang völlig offene Frage, ob gesellschaftliche Transformationen geplant werden können. Das 20. Jahrhundert stimmt einen, was geplanten Gesellschaftswandel angeht, jedenfalls nicht optimistisch. Kurz: die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen gesellschaftlicher Transformationen bedarf der historischen und sozialpsychologischen Einbindung, um nicht in naivem Technizismus stecken zu bleiben“, so erläutert Harald Welzer die Inhalte seines Vortrags.

Prof. Dr. Harald Welzer studierte Soziologie, Politische Wissenschaft und Literatur an der Universität Hannover, promovierte dort 1988 in Soziologie und habilitierte sich 1993 in Sozialpsychologie sowie 2001 in Soziologie. Er ist seit 2012 Direktor von FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit. Außerdem ist der Soziologe und Sozialpsychologe Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg und lehrt Sozialpsychologie an der Universität St. Gallen. Vor seinen derzeitigen Positionen leitete Harald Welzer das Center for Interdisciplinary Memory Research in Essen und war Forschungsprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Witten/Herdecke. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der sozialwissenschaftlichen Klimafolgenforschung und der Transformationsforschung. Seine Bücher sind in 23 Sprachen übersetzt worden.


Auswahl der Veröffentlichungen:

- Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird. Frankfurt/Main:
Fischer 2008
- Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben. Frankfurt/Main: Fischer 2011
- Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand. Frankfurt/Main: Fischer 2013

Gefördert von der Stiftung Mercator

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Foto: Hannes Hoßbach

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