Band 2,2: Instrumente des Sehens
Obwohl moderne Bildtechniken, wie die Elektronenmikroskopie, längst die Bereiche des sichtbaren Lichtes und somit die Dimensionen des menschlichen Auges verlassen haben, liefern sie oft klassisch perspektivische Visionen des Mikrokosmos. Die Perspektive, der Schattenwurf oder die Farbsemantik der visuellen Kultur leben in modernsten Bildtechnologien weiter. Entgegen einem Mythos der Technikgeschichte, der suggeriert, dass neue Apparate immer besser und weiter zu sehen geben, haben diese jedoch kaum noch etwas mit der Physik des Sehens zu tun. Vielmehr sind auch diese Apparaturen, genau wie ihre historischen Vorläufer, eingebunden in ein dichtes Gefüge aus Sehgewohnheiten und technischen Möglichkeiten. Die Bilder visueller Instrumente stellen zudem mehr dar als den ‚bloßen Gegenstand‘. Prägend für diese Bilder sind auch die Spuren des bildgebenden Apparates, die Werkzeuge der Präparation, technische und nicht zuletzt wirtschaftliche Utopien.
Bilder als Element einer Technik zu begreifen, bedeutet also nicht, sie auf den bloßen Effekt einer spezifischen Technik zu reduzieren. Als Part von Maschinen, Apparaturen oder Instrumenten können sie – gemäß der zweiten Wortbedeutung von ‚Technik‘ – als Felder von Handlungen und Fertigkeiten angesehen werden, in denen die visuelle Beschreibung gleichbedeutend mit Zurichtung ist. Der Band „Instrumente des Sehens“ widmet sich der Frage, inwieweit Wahrnehmung auch Bearbeitung meint und inwieweit Wahrnehmungstheorien demzufolge auch Handlungsregeln implizieren.
Aus dem Inhalt:
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