Konferenztitel: Symposium: Universitätsmuseen und -sammlungen im Hochschulalltag
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Abstracts

Prof. Dr. Dr. Philipp Balsiger

Das Museum in der Universität – Überlegungen zu einer Form künftiger Wissenschaftskommunikation

Sammlungen wissenschaftlich relevanter Objekte und deren einfache Zur-Schau- Stellung sind nicht mehr zeitgemäß. Die Zwecke disziplinärer Selbstversicherung, denen solche Sammlungen lange gedient haben und woraus sie ihre Existenzberechtigung abgeleitet haben, entsprechen heute nicht mehr dem veränderten gesellschaftlichen Umfeld von Wissenschaft. Wissenschaften — und damit die Sammlungen als deren Manifestationen — müssen sich heute nicht innerwissenschaftlich legitimieren. Vielmehr haben sie ihre Tätigkeit gegenüber einer nicht-wissenschaftlichen Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Diese fordert Rechenschaft über verwendete Steuermittel. Dieser Öffentlichkeit gerecht werden bedeutet, nicht nur deren Ansprüchen gerecht werden, sondern ebenso deren Wahrnehmungsfähigkeiten. Es gilt demnach für den Wissenschaftler, nach angemessenen Formen der Selbstdarstellung zu suchen. Die Präsentationen von Teilen oder ganzen Sammlungen müssen für die Öffentlichkeit zu Ereignissen werden — und zwar für jede wissenschaftliche Tätigkeit, für die eine Sammlung genutzt werden kann. Die Instrumentalisierung der Universitätssammlungen für die Wissenschaftskommunikation muss zu einem öffentlichkeitswirksamen Event werden — ob uns das passt oder nicht!

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Prof. Dr. Jochen Brüning

Welche Öffentlichkeit braucht eine Universitäts-Sammlung?

Wir gehen aus von den charakteristischen Merkmalen einer Universitätssammlung, die sowohl ihre historische Bedingtheit wie die Möglichkeiten ihrer aktuellen Weiterentwicklung umfassen. Auf dieser Grundlage untersuchen wir die möglichen Wechselwirkungen zwischen Universitätssammlungen und Öffentlichkeit, also mögliche Leistungen und Gegenleistungen. Die besonderen Bedingungen der Universität führen zu einer natürlichen Differenzierung von Öffentlichkeiten, nämlich inneren und äußeren mit Bezug auf die Universität sowie fachnahen und fachfremden Öffentlichkeiten.

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Mag. Claudia Feigl, MAS

Die Sammlungen an der Universität Wien. Projekt zur Erhebung der wissenschaftlichen Sammlungen

Seit dem Jahr 2006 wird an der Universität Wien ein Projekt realisiert, dessen Ziel es ist, sämtliche an der Universität untergebrachten wissenschaftlichen Sammlungen und Einrichtungen zu identifizieren, zu dokumentieren und zu präsentieren. Mittlerweile wurden an die hundert Sammlungen erfasst, die quer durch alle wissenschaftlichen Disziplinen das Angebot der Universität Wien als Universaluniversität widerspiegeln. Der Vortrag stellt das Projekt mit all seinen Zielen, Aufgaben und Funktionen vor, gibt Auskunft über dessen Herausforderungen, Erfolge und Konsequenzen - sowohl für die Sammlungen, als auch für die Universität im Allgemeinen - und versucht darüber hinaus, einen Überblick über die Sammlungslandschaft an der Universität Wien zu geben.

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Prof. Dr. Martin S. Fischer und Dr. Tilde Bayer

Sammlungsbezogene Forschung

Die Universität Jena verfügt über mehr als 30 wissenschaftliche Sammlungen, die jüngst vom Wissenschaftsrat im Rahmen der Arbeitsgruppe "Sammlungsbezogene Forschung" als ein Beispiel für eine alte, mit umfangreichen Beständen gesegnete Universität besucht wurde. Die Sammlungen haben eine unterschiedliche, z.T. über 300 Jahre alte Geschichte und reichen von kleinen Spezialsammlungen bis zu den größten, einschlägigen Sammlungen in Deutschland. Die Forschung an und mit den Sammlungen und die Bedingungen für deren wissenschaftliche Nutzung werden vorgestellt. Neben objektivierbaren Kriterien ist hierfür die unmittelbare Verbundenheit des "Sammlungsprofessors" mit "seiner" Sammlung ein wesentlicher Faktor.

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Prof. Dr. Robert Fuchs

Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft! Von der besonderen Herausforderung bei der Sammlungspflege von Universitätssammlungen

In Universitätssammlungen finden sich die größten Kuriositäten aus vergangenen Zeiten. Selten wird ihr Wert bei der konservatorischen Pflege richtig eingeschätzt. Der Vortrag geht auf die besonderen konservatorischen Anforderungen dieser Sammlungseinheiten ein und nennt die Wege, die eine nachhaltige Sammlungspflege heute einschlagen sollte.

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Dr. Oliver Hochadel

Wie kommt man in die Zeitung? Zum Umgang mit Medien und Journalisten

Vom Boom des Wissenschaftsjournalismus scheinen Universitätssammlungen nicht zu profitieren. Ihre mediale Präsenz ist verschwindend gering. Der Vortrag wird analysieren, woran dies liegt und wie man die Außenwirkung verbessern könnte. Medien haben ihre eigenen Logiken und Filter, die kaum zu brechen sind. Bei der Auswahl der Themen spielen neben Aktualität und Relevanz vermehrt auch der Unterhaltungswert und die Abbildbarkeit eine entscheidende Rolle. Universitätssammlungen sollten versuchen, mit ihren Gegenständen zu punkten. Dazu müssen sie eingängig erklären, welche Geschichten in und hinter den Objekten stecken, welche Menschen daran beteiligt waren und warum das heute für uns noch interessant ist.

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Prof. Dr. Robert Jütte

Ethische Aspekte des Umgangs mit Präparaten aus menschlichem Gewebe in Sammlungen, Museen und öffentlichen Räumen

Bei der kontroversen Diskussion um die Körperwelten-Ausstellung ist kaum jemals die Frage gestellt worden, wie die z. T. bereits seit vielen Jahrzehnten bestehenden anatomischen, anatomisch-pathologischen und gerichtsmedizinischen Sammlungen mit Präparaten aus menschlichem Gewebe umgehen. Nicht wenige dieser Sammlungen dienen inzwischen nicht mehr reinen Lehrzwecken, sondern sind auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich (z. B. das Berliner Medizinhistorische Museum in der Charité mit seiner berühmten Virchow-Sammlung). Doch unabhängig vom Nutzer- und Interessentenkreis stellt sich das Problem, die Würde des Menschen auch über den Tod hinaus zu wahren. Hier gab und gibt es bislang eine große Grauzone. Während es inzwischen in der Bundesrepublik üblich und durch das Grundgesetz vorgeschrieben ist, die Einwilligung des Körperspenders bereits zu Lebzeiten einzuholen, war das in der Vergangenheit nicht der Fall. So konnten beispielsweise Leichen von Hingerichteten ohne Einwilligung der Angehörigen an die Anatomie geliefert und zu anatomischen Präparaten verarbeitet werden. Und bis in jüngste Zeit kam es vor, dass Leichen nach einer Obduktion nicht bestattet, sondern ganz oder in Teilen für Lehr- und Anschauungszwecke präpariert wurden, ohne dass eine entsprechende Einverständniserklärung des Betroffenen vorlag. Es befinden sich deshalb in allen einschlägigen Sammlungen Präparate menschlicher Herkunft, die nach früheren Grundsätzen bzw. nach Grundsätzen anderer Rechtsordnungen rechtmäßig, nach unserer gegenwärtigen Bewertung aber unrechtmäßig hergestellt wurden. Dass aufgrund der Diskussionen um die Körperwelten-Ausstellung, aber auch um die Aufbewahrung von Leichenteilen in pathologischen bzw. gerichtsmedizinischen Instituten (z.B. die konservierten Hirne von RAF-Angehörigen) Handlungsbedarf besteht, steht außer Frage. Der Vortrag wird sich mit unterschiedlichen Lösungsansätzen befassen.

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Prof. Dr. H. Walther Lack

Wie kann man pflanzliche Diversität vermitteln?

Biodiversität, die Mannigfaltigkeit des Lebendigen, ist diskontinuierlich und hierarchisch gegliedert. Lediglich die mittleren und höheren taxonomischen Einheiten lassen sich leicht anschaulich machen - im Idealfall an lebenden Pflanzen in situ. Eine Präsentation von lebenden Pflanzen ex situ ist durch mehrere Faktoren begrenzt, wobei stets zwischen einer Anordnung nach verwandtschaftlichen und nach pflanzengeographischen Kriterien zu unterscheiden ist. Dauerhaft und kostengünstig, aber nur für den Wissenschaftler angemessen, ist die Dokumentation von pflanzlicher Diversität durch dauerhaft konservierte Pflanzen in Herbarien, die aber im Gegensatz zu Modellen und Dioramen nur begrenzt ausstellungsfähig sind. Biodiversität auf molekularer Ebene wird bisher noch gar nicht vermittelt.

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Dr.-Ing. Klaus Mauersberger

Das Sammlungskonzept der Kustodie der TU Dresden

Kern der Bewahrung und Pflege der naturwissenschaftlichen und technischen Sammlungen an der TU Dresden ist eine zentrale Sammlungsordnung. Darin sind der Umgang mit dem musealen Gut, die Aufgaben der bewahrenden Einrichtungen (Lehrstühle, Institute oder Fakultäten) sowie die beratende Funktion der Kustodie geregelt. Ziel ist es, von der Aussonderung und Musealisierung über die Erfassung, Erschließung und Bestandskontrolle bis hin zur Nutzung in Lehre und Forschung sowie in musealen Präsentationen ein Netzwerk an Verantwortung zu schaffen, in das neben den berufenen Sammlungsbeauftragten und der Kustodie auch die zuständigen Mitarbeiter der Verwaltung, des Universitätsmarketings und der Öffentlichkeitsarbeit einbezogen werden.

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Dr. Christiane Quaisser, Dr. Friederike Woog und Prof. Dr. Johanna Eder

Sammlungsrichtlinien am Beispiel naturkundlicher Sammlungen

Im Gegensatz zu Universitätssammlungen bilden bei Naturkundemuseen die Pflege, der Erhalt und das Vermehren der Sammlungen eine ihrer drei Hauptaufgaben. Diese Definition an sich ist jedoch kein Garant gegen unzulängliche Räumlichkeiten, unsachgemäße Aufbewahrung, geringe Erschließung und fehlendes oder schlecht ausgebildetes Personal. Die Ursachen dafür sind vielfältig, meist bedingt durch mangelnde finanzielle Ressourcen. Auf verschiedensten Ebenen wird versucht, in Projekten, Initiativen und Arbeitsgruppen Lösungswege aufzuzeigen. Dabei reicht das Spektrum vom Erfahrungsaustausch auf Technikerebene über das Entwickeln von Qualitätsstandards und Richtlinien im Sammlungsmanagement bis hin zu gemeinsamen, strategischen Entscheidungen auf Direktorenebene - und von regelmäßigem Erfahrungsaustausch innerhalb einer Institution bis hin zu europäischen und weltweiten Kooperationen. Die Welt der Naturkundemuseen versteht sich im Bereich der Sammlungen nicht als geschlossene Gesellschaft, sondern als ein für vielfältige Kooperationen offenes System.
Der Vortrag gewährt Einblicke in laufende Projekte und Arbeitsgruppen, wie z.B. GfBS, Humboldt-Ring, DNFS, CETAF, EDIT und SYNTHESYS, und gibt Beispiele für die Entwicklung gemeinsamer Sammlungsstandards und -richtlinien. Er soll damit auch Ideen und Anknüpfungspunkte für mögliche gemeinsame Projekte liefern.

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Prof. Dr. Bernhard Schink

Bericht über die Arbeit der vom Wissenschaftsrat eingesetzten Gruppe „Sammlungsbezogene wissenschaftliche Forschung in Deutschland“

In seiner Stellungnahme zur Forschung in den Museen der Blauen Liste - Allgemeine Gesichtspunkte - aus dem Jahr 2000 hatte der Wissenschaftsrat festgestellt, dass staatliche, städtische und private Museen in Deutschland über zum Teil reiche Sammlungen verfügen, die für die Forschung von großem Wert sind, vielfach aber mangels ausreichender finanzieller und personeller Ausstattung in ihrem Bestand gefährdet und nicht ausreichend genutzt sind. So komme etwa zoologischen, botanischen oder paläontologischen Sammlungen angesichts des umweltpolitischen Interesses an der Biodiversitätsforschung eine wachsende Bedeutung zu. Solche Einrichtungen sollten im Rahmen eines Gesamtkonzepts in die Lage versetzt werden, den Einsatz ihrer Kapazitäten unter Wahrung ihrer jeweiligen Eigenständigkeit in arbeitsteiliger Kooperation mit dem Ziel zu optimieren, ihre Sammlungen zu erhalten und auszubauen sowie kompetente Forschung zu erbringen. Ähnliche Beispiele ließen sich auch für sammlungsbezogene Forschung in den Geisteswissenschaften benennen.
Der Wissenschaftsrat hat im Juli 2007 eine entsprechende Arbeitsgruppe eingesetzt.. Mit der Vorlage des Entwurfs einer Stellungnahme im Wissenschaftsrat ist im Juli 2010 zu rechnen.

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Prof. Dr. Thomas Schnalke

Changing Places – Das Medizinhistorische Museum als Forschungsstätte, Lehrkabinett und Schausammlung

Das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité öffnet ein Schaufenster in die Medizin. In seiner Dauerausstellung bietet es eine Reise unter die Haut und zurück ins Leben. Es folgt dem Skalpell des Pathologen ebenso wie dem Auge des aufmerksamen Ophthalmologen. Zugleich zeigt es aus der Sicht der Kranken, was sich die Patienten zu bestimmten Zeiten von der Medizin erhofften und erwarteten. Über vielfältige Sonderausstellungen wird der Komplex der Medizin in verschiedene Richtungen mit anderen Lebensbereichen - Gesellschaft, Religion, Kunst, Kultur - in Beziehung gesetzt. Dabei mutiert das Museum immer wieder neu zu einem je eigenen Erkenntnis- und Vermittlungsort, abhängig davon, in welcher Funktion es aufgeboten wird. In meinem Vortrag werde ich zunächst die Struktur des Museums vorstellen. In einer sich anschließenden changierenden Führung durch zentrale Passagen soll der Charakter der Einrichtung als Forschungsstätte, Lehr- und Studienkabinett sowie als öffentliche Schausammlung herausgearbeitet werden.

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PD Dr. Ernst Seidl

MUT zum "KörperWissen" - das Jahresthema des Museums der Universität Tübingen

Der Beitrag stellt das neue Konzept des noch im Aufbau befindlichen Museums der Universität Tübingen MUT und sein Jahresthema 2009 vor: "KörperWissen". Dabei werden die spezifischen Tübinger Bedingungen, Möglichkeiten und die Hindernisse bei der Umsetzung wissenschaftshistorischer Präsentationen innerhalb der Universität benannt. Auch die Probleme bei der Errichtung professioneller(er) Museumsstrukturen und der Öffnung von Universitätssammlungen sowie der Adressierung komplexer forschungsgeschichtlicher Zusammenhänge an die Öffentlichkeit sollen anhand dieses konkreten Beispiels thematisiert werden.

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Dr. Christian Sichau

Graue Kisten, undurchschaubare Elektronik. Was tun mit der Hinterlassenschaft unserer Zeit?

Sammlungen und Sammlungsstrategien sind bis heute von einem Blick geprägt, der meist kaum weiter als bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts reicht. Der Umgang mit der materiellen Hinterlassenschaft des vergangenen 20. Jahrhunderts sowie mit aktuellen Geräten und Apparaten der Forschung erfordert hingegen neue Konzepte und Strategien. Diese wurden und werden in einzelnen Einrichtungen bereits in Ansätzen entwickelt. Doch noch fehlt der gemeinsame übergreifende Austausch gängiger Sammlungspraxen, eine Verknüpfung der Sammlungspraxen mit wissenschafts- und technikhistorischen Forschungstrends sowie eine Perspektive für eine koordinierte Verantwortung zur Bewahrung solcher Artefakte jenseits lokaler Begründungszusammenhänge. Im Vortrag werden Erfahrungen und Reflektionen im Umgang mit der materiellen Hinterlassenschaft des 20. Jahrhunderts zur Diskussion gestellt.

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Prof. Dr. Anke te Heesen

Forschendes Ausstellen. Über Universitäten und die Möglichkeiten ihrer Sammlungen

Jede Universität besitzt Sammlungen oder gar ein Museum; in manchen Fällen sind Bestände und Schauräume so alt wie die akademische Institution selbst. In anderen fristen Sammlungen ein kümmerliches Dasein und können kaum in angemessener Weise erhalten und entsprechend aufgearbeitet werden – wenn sie überhaupt noch existieren und nicht längst weggeworfen wurden. Der Vortrag nimmt seinen Ausgang von dieser disparaten Situation, um im Anschluss daran zu argumentieren, dass die Begriffe „Sammlung“ und „Museum“ allein nicht ausreichen, um dieses Dilemma zu erklären und angemessen darauf zu reagieren. Stattdessen soll die Bezeichnung „Ausstellung“ näher beschrieben und ihre kunsthistorische Dimension erläutert werden, um so Ansatzpunkte für eine Neubelebung universitärer Sammlungen aufzuzeigen.

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Dr. Cornelia Weber

Zur gegenwärtigen Situation der Universitätsmuseen und -sammlungen
Im Vortrag soll eine Standortbestimmung vorgenommen werden. Zunächst geht es um die Beschreibung und Analyse wesentlicher struktureller Faktoren: Bestand, Erschließung, Zugänglichkeit, Zuständigkeit sowie finanzielle, personelle und räumliche Ausstattung universitärer Sammlungen. In einem zweiten Teil werden die Wechselbeziehungen zwischen Universitäten und Sammlungen näher beleuchtet. Im Mittelpunkt stehen dabei universitätsübergreifende Konzepte und Strategien sowie die Initiierung und Koordinierung gemeinsamer Aktivitäten.

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Dr. Cornelia Weber und Dr.-Ing. Klaus Mauersberger

Ein Netzwerk für die Universitätsmuseen und -sammlungen im deutschsprachigen Raum: Strategische Überlegungen
Die Existenz und Nutzung von Universitätssammlungen in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum ist abhängig von (tagespolitischen) Entscheidungen der zuständigen Einrichtungen, in der Regel der Institute oder Fakultäten. Sammlungen sind daher oftmals willkürlichen Maßnahmen ausgesetzt, die eine planvoll orientierte und kontinuierliche Arbeit erschweren. Zwar sind in den letzten Jahren an einigen Universitäten zentral koordinierte Projekte ins Leben gerufen worden; solche Initiativen bleiben jedoch die Ausnahme. Standortübergreifende Konzepte und Strategien, die alle Hochschulen - zumindest in Deutschland - berücksichtigen, existieren derzeit noch nicht. Die gegenwärtig schwache Position von Universitätssammlungen lässt sich nur dann verbessern, wenn Verantwortungsträger gemeinsam Konzepte und Strategien entwickeln, die nicht nur den Fortbestand akademischer Sammlungen sicherstellen, sondern diese auch als integrative und identitätsfördernde Elemente der Universität sichtbar machen. Zu diesem Zweck ist der Aufbau eines entsprechenden Netzwerks der erste, unabdingbare Schritt.

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Michael Willenbücher, M.A.

Repräsentationsketten visualisieren – Virtuelle Objekte in multimedialen Datenbanken

Unterstützt und stimuliert nicht zuletzt durch Anreize auf europäischer Ebene gab es in den letzten Jahren einen starken Anstieg von Projekten zur Digitalisierung von Sammlungen aller Art. Bibliotheken, Archive, wissenschaftliche Sammlungen und Museen füllen ihre Datenbanken und stellen die Ergebnisse ins Internet. Seit der Freischaltung des Portals "Europeana" hat dieser Prozess weiter an Fahrt zugenommen und trägt zur Vernetzung und Zentralisierung der Informationen bei. Der Vortrag beleuchtet Aspekte unserer eigenen Erfahrungen am Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, die im nunmehr zehnjährigen Prozess des Aufbaus der multimedialen Datenbank "Kabinette des Wissens" gemacht wurden. Dabei werden in erster Linie Fragen der Standardisierung, der Software und des Zugangs aufgeworfen, d.h., der Vortrag wird verschiedene Aspekte im Umgang mit Opensource, Openstandards und Openaccess im Kontext digitaler Archive zur Sprache bringen.

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Dr. Roland Wittje

Reading artefacts: Historische Sammlungen und innovative Konzepte in der Lehre

Universitätshistorische Sammlungen bieten viele Möglichkeiten für innovative Lehrveranstaltungen in den unterschiedlichsten Disziplinen. Sie eignen sich besonders für interdisziplinäre Lehrveranstaltungen und ermöglichen eine Kommunikation zwischen textorientierten und materiellen Kulturen an den Universitäten.
Ich beziehe mich in meinem Vortrag im Besonderen auf Projekte und Erfahrungen in der Wissenschafts- und Technikgeschichte, die sich aber auch auf andere Disziplinen übertragen lassen. Obwohl die Bedeutung materieller Kultur in der Wissenschafts- und Technikgeschichte zunehmend Beachtung findet, bedienen sich Historiker selten Objekten als Quelle für ihre Geschichtsschreibung, sondern verlassen sich zumeist auf schriftliche Quellen. Einer der Gründe hierfür ist, dass Historiker in ihrer Ausbildung lernen, Texte zu interpretieren, nicht aber Objekte zu untersuchen oder gar Experimente durchzuführen. Um zu erreichen, dass sich Historiker über das Studium von Texten hinaus mit den materiellen Kulturen von Wissenschaft und Technik auseinandersetzen, muss der Umgang mit Objekten in die Lehrveranstaltungen mit einbezogen werden. Universitätssammlungen liefern hierfür eine hervorragende Grundlage. Ich werde über meine eigenen Erfahrungen mit der Sommerschule ‚Reading Artefacs' in Kanada und über Pläne für eine Europäische Zusammenarbeit berichten.

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Wolf-Eckhard Wormser

Universitätssammlungen zwischen Verwaltung und Gestaltung - am Beispiel TU Dresden

An der TU Dresden arbeiten die zentrale Kustodie und die Sammlungsbeauftragten der einzelnen Institute auf der Grundlage einer klaren, universitätsweit geltenden Sammlungsordnung eng zusammen. Dies stellt sicher, dass das Sammlungsgeschehen und der Umgang mit dem kulturellen Erbe in geordneten Bahnen verlaufen. Dennoch bleiben die Bestandsicherung und die Fortentwicklung universitärer Sammlungen eine große Herausforderung. Gemeint ist hier nicht nur der Spagat zwischen Bewahrungspflicht und den knappen personellen und materiellen Ressourcen, sondern auch die Ein- und Zuordnung der Sammlungsaktivitäten in die grundsätzlichen oder primären Hochschulaufgaben "Forschung und Lehre" sowie in die Marketingstrategie der Hochschule. Als Beispiele genannt seien nur Praktika in Museumspädagogik und/oder Öffentlichkeitsarbeit bzw. die sammlungsbezogene Forschung und Bestandserschließung. Hier müssen Strategien entwickelt werden, die Synergieeffekte bewirken. Im Falle der TU Dresden zählen hierzu die Vernetzung von Sammlungen zu fachübergreifenden Clustern (z.B. Kompetenzzentrum Farbe), die Kooperation mit außeruniversitären Sammlungen und Museen in der Stadt Dresden (Stichwort: "Dresden-concept") sowie die seit 2003 bestehenden "Universitätssammlungen Kunst+Technik", die Raum für wechselnde Ausstellungen am Schnittpunkt von Kunst und Technik bieten und dabei die Sammlungen und den Kunstbesitz der Universität konsequent einbeziehen.

Dr. Jörg Zaun

Neue Perspektiven für alten Kram
Wie gehen wir mit Sammlungen um, die nicht mehr in Forschung und Lehre genutzt werden? Die Frage wird sich nur für jede Sammlung individuell entscheiden lassen. An Beispielen Freiberger Sammlungen sollen verschiedene Perspektiven diskutiert werden: die Reaktivierung von Sammlungen für Forschung und Lehre, ihre Umnutzung für neue Forschungsfragen und Lehrkonzepte, die Nutzung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit einer Universität, auch im Sinne eines "public understanding of research and technological development", aber auch die wohl überlegte Abgabe von Sammlungen an andere Institutionen.
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