Wenn sich Kleidergecken woll’n erheben,
über der Biederleut ehrwürdig Streben
 
Ein Streit über Mode und Sitten wird zwischen zwei gegensätzlichen Paaren ausgetragen. Ein junger Stutzer und eine adlige Dame präsentieren sich als Anhänger der neuen Mode. Ihnen gegenüber stehen der alte Herr und die Bäuerin in Kleidern, wie sie zwischen 1580 und 1630 in Deutschland üblich waren. Deutlich zu sehen ist der Modewandel zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648).
Der junge Mann trägt einen schmalen Oberlippenbart und herabwallendes Haar unter steifem Hut mit Feder. Bänder und Spitzen verleihen seiner Kleidung ein verspieltes Aussehen. Tiefhängender Degen und Handschuhe runden den Auftritt ab. Der Alte mit Schlapphut, Pluderhose, kurzem Haar und Vollbart verkörpert ehrbare Bürgerlichkeit gemeinsam mit der Jungfrau in hoch geknöpftem Kleid mit starrer Halskrause. Im Gegensatz dazu präsentiert sich die Dame mit offenem Haar und großzügigem Dekolleté. Der geschlitzte Rock gibt den Blick auf das Unterkleid frei.
Während der Generationskonflikt der Männer versöhnlich endet, entladen sich die Standesunterschiede zwischen den Frauen in hochmütigen und moralischen Attacken.
 
 
Spottstreitt. Der alten und neuen Manns- und Weibertracht
Nürnberg, um 1650, Verleger: Paul Fürst (1608–1666)
Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Originalformat: 29 cm x 38 cm  
 
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