Neue Forschung zu alten Medien
Im Vergleich zur Gesamtproduktion blieb nur ein geringer Teil an Flugblättern der Frühen Neuzeit erhalten. Zeitgenössischen Sammlern und zufälligen Funden ist es zu verdanken, dass diese Druckwerke überhaupt überliefert sind.
Mit ungefähr 900 Flugblättern besitzt die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel den größten und wichtigsten Bestand. Herzog August der Jüngere beschäftigte im 17. Jahrhundert Agenten, die in ganz Europa Bücher und Einblattdrucke für ihn ankauften. Obwohl bereits Gotthold Ephraim Lessing den Wert der Flugblätter erkannte, erfolgte eine systematische Erschließung erst ab den 1970er Jahren.
Unter der verdienstvollen Leitung von Wolfgang Harms und Michael Schilling sind mittlerweile sechs voluminöse Bände erschienen. Erfasst und quellenkritisch kommentiert wurden nicht nur die Bestände in Wolfenbüttel, sondern auch Sammlungen in Darmstadt und Zürich. Die Publikationen weckten das wissenschaftliche Interesse und verschafften dem Medium neue Popularität weit über die Fachgrenzen hinaus.
Aus: Brief vom 10. Januar 1779 an Johann Gottfried Herder (1744–1803)
Unter Bilderreimen versteh ich die Gedichte, welche sich am Ende des 16ten Jahrhunderts, bis gegen die Mitte des folgenden, so häuffig auf einzeln fliegenden Kupferstichen oder Holzschnitten, satyrischmoralischen, und satyrischpolitischen Inhalts, befinden, deren ich eine ziemlich Menge gesammelt habe, und die zum Theil, selbst von der Seite der Kunst, nichts weniger als zu verachten sind.
Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), ab 1770 Bibliothekar
der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel