Krieg der Konfessionen    
 
Insbesondere die Anhänger der Reformation verstanden es, mit den neuen Medien umzugehen und sie für ihre Ziele einzusetzen. Protestantische Glaubenslehre und die Kritik an der katholischen Kirche fanden eine rasche Verbreitung durch eine Flut propagandistischer Flugschriften und Flugblätter.
Medienjongleur ersten Ranges und Meister im Einsatz schlagkräftiger Bilder war Martin Luther. Sein Wortwitz und seine anschauliche, oft derbe Sprache prägten den Stil der konfessionellen Auseinandersetzungen bis in den Dreißigjährigen Krieg. Die Druckzentren für protestantische Schriften waren Augsburg, Nürnberg, Straßburg, Frankfurt am Main und Leipzig.
Eine Medienschlacht, an der bald auch die katholischen Kräfte teilnahmen, begleitete das Zeitalter der Glaubensspaltung und Religionskriege. Religiöse Propaganda zeichnete sich durch eine wenig objektive, dafür treffsichere Schärfe aus. Fast alle Mittel waren recht, den Gegner in Verruf zu bringen.
Von der Freiheit eines Christenmenschen (1520)
 
Ein bübisches, hurerisches Leben führt ihr päpstlichen Bischöfe; im Blut und Schweiß der Armen mästet ihr eure Wollust und Prangen; mit Lügen und Trügen raubt ihr jedermann sein Gut; mit Bannen und Tyrannen martert ihr die Welt an Seele, Leib und Gut; das Evangelium predigt ihr nicht und tut nicht allein kein geistlich bischöfliches Amt, sondern wehrt und verbietet auch anderen zu predigen, verjagt und verfolgt sie; und seid doch dieweil mehr denn gehässige, hässliche, feindselige Larven, welchen vor unerträglichen Bürden, Tyranneien, Untugenden, Schanden und Lastern die Welt nimmer kann noch will tragen.
Martin Luther (1483–1546)
 
Aus: Ein erschrecklicher Gesang der luziferischen und der lutherischen Kirche (Flugschrift 1526)
 
Und auch der Luther spielt in Luzifers Schar
Auch er ist abtrünnig geworden
Von seinem ganzen Orden
Und von der Kirche ist er abgefallen
Mit allen seinen Gesellen
So verführt er der Menschen Seele
In die üble Hölle
Was Luzifer kann erdenken
Das kann Luther ausschenken
Der Luther hat geraten
Man soll die Pfaffen braten
Die Mönche begraben
Und die Nonnen in die Freiheit fahren
Das würde unserm Luzifer wohl gefallen
Und ebenso unserm Luther, dem Teufelsgesellen.
Petrus Sylvius (1470–1536)
 
Die Obrigkeit reagiert    
 
Gutenbergs Drucktechnik ermöglichte nicht nur die Vervielfältigung von Texten, sondern auch die massenhafte Verbreitung unliebsamen Gedankenguts. Drucker und Verleger nahmen Auftragsarbeiten an, die Gewinn versprachen. Dies erforderte neue Formen der Kontrolle. Noch im 15. Jahrhundert erließ der Papst Verbote gegen Druckwerke, die der katholischen Glaubenslehre widersprachen. Die Bekämpfung der Reformation führte zu einer Verschärfung der Zensur.
Aber auch die weltliche Obrigkeit schritt wiederholt gegen Flugblätter und andere Druckschriften ein, die Papst und Kaiser verunglimpften oder im Verdacht standen, Unfrieden zu säen. Buchdrucker und Verleger, die solche Schmähschriften herstellten und vertrieben, mussten mit einer Verwarnung oder gar Ausweisung aus der Stadt rechnen.
Auf dem Reichstag zu Speyer 1570 wurde das Verbot von Schmähschriften verschärft. Der Rat der Stadt Frankfurt am Main ließ Aushänge gegen ihre Verbreitung auf Vorrat drucken. Die Furcht vor Bestrafung trug dazu bei, dass viele Flugblätter anonym erschienen. Allerdings lässt die Vielzahl der Verbote vermuten, dass ihre abschreckende Wirkung gering war.
Bapst Gebot ist wider Got
Frankfurt am Main, 1558
Kupferstecher: Theodor de Bry
(1528–1598)
Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Originalformat:
Ø 12 cm
Römisch Catholisches Wunderseltzames GlückRad, auch wahre Abcontrafactur des Antichristischen Bapsthumbs
1620, Staatsbibliothek
zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Originalformat:
39 cm x 22,5 cm,
Ø 12,5 cm
Der Jesuitter sampt ihrer Gesellschafft, Trew und Redligkeit 1632,
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Originalformat:
34,5 cm x 27 cm
 
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