Galant und liebestoll der Mann,
will immer an die Frauen ran
Das Blatt zeigt Koketterie und Verführung, warnt aber auch vor den möglichen Folgen solch unzüchtigen Handelns. Dies ermöglicht es dem Betrachter, den Reiz des Blattes auszukosten und gleichzeitig moralisierende Distanz zu wahren. Was nicht unverblümt dargestellt werden kann, ist in Symbolen verschlüsselt: Der stürmische junge Mann hält einen Hahn im Arm, der für sexuelle Gier steht. Seine aufgerichtete Waffe gibt die Stoßrichtung vor.
Die Frau scheint zu zaudern, verweist mit dem Jungfernkranz auf ihre Unerfahrenheit und wirft mit einem Kinderkopf nach ihm. Dies beruht auf der Redewendung „mit einem Kindskopf geworfen werden“, die eine unerwünschte Schwangerschaft außerhalb der Ehe bezeichnete. Noch dazu ruft sie ihre Mutter zu Hilfe, die sich jedoch als Kupplerin entpuppt, indem sie den Hahn von der Leine lässt.
Dass die Abwehr der Frau nicht allzu ernst gemeint ist, verraten ihr bloßes Bein und die Szene im Hintergrund, die vom Erfolg der Er-oberung erzählt. Vermutlich spielt das aus dem Ei schlüpfende Kind auf unehelichen Nachwuchs an.
Wehr Muotter wehr: Der Han will mir übers Nest
um 1580, Kupferstecher: ACH (tätig Ende 16. Jh.)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Originalformat: 18,1 cm x 22,4 cm