Es hilft Dir keine Flucht, dich
trifft der Todespfeil mit ganzer Wucht
Der Tod als knöcherner Bogenschütze zielt mit einer Armbrust direkt auf sein Gegenüber. Niemand kann ihm entrinnen, seine tödlichen Pfeile treffen unerwartet und jederzeit. Ein Leichentuch umspielt das Gerippe wie die Toga einen römischen Feldherrn. Frisch geschnittene Rosen und Ähren umkränzen den kahlen Schädel. Die Sanduhr zeigt, wie schnell die Lebenszeit verrinnt. Bibelzitate und Sinnsprüche beschwören die Vergänglichkeit allen irdischen Seins und gemahnen an einen gottesfürchtigen Lebenswandel.
Doch damit nicht genug: Die Aussage des Blattes wurde durch den Einsatz der Zentralperspektive auch gestalterisch umgesetzt. Die Pfeilspitze verfolgt den Betrachter, egal von welchem Standort aus er das Bild ansieht. Zusätzlich wurde es mit einem Hinweis auf seine Verwendung versehen. Zur Steigerung der Wirkung solle es so gehängt werden, dass der Pfeil genau auf den Kopf des Betrachters zielt.
Fleuch wa Du wilt, des todtes bild, staets auff dich zielt
Straßburg, um 1615
Kupferstecher: Jacob von der Heyden (1573–1645)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Originalformat: 41,7 cm x 30,1 cm
Die lateinischen Verse am unteren Blattrand bedeuten:
Der Tod kommt gewaltsam und plötzlich.
Niemand bleibt von ihm verschont,
auf alle schießt er seine blutigen Pfeile.
Und einerlei, wo du stehst, wo du dich aufhältst:
Er wird dich mit seinem Bogen treffen.