Die Ausstellung "HUMANIMAL - Mythos und Realität" bietet begleitend ein Vortrags- und Filmprogramm an. Die Veranstaltungen finden im Hörsaal des Tieranatomischen Theaters statt. Der Eintritt ist frei. Bitte beachten Sie die Alterbeschränkungen beim Filmprogramm. Das Plakat zum Begleitprogramm finden Sie hier.
Sofern vorhanden, finden Sie jeweils unter den Vorträgen die Videomitschnitte der Vorträge zum Nachschauen.
Freitag, 18.10.2013
18:00 Uhr
Referent
M.A. vet. med. Kerstin Weich
Messerli Forschungsinstitut an der Universität Wien
Vortrag
Neutered Bitches. "Mischwesen" in der Tiermedizin anhand des Patientenbegriffes und am Beispiel der Kastration von Hündinnen
Inhalt
Auf den ersten Blick scheinen kastrierte Hündinnen nicht in den Kontext von Mensch-Tier-Mischwesen zu passen. Doch gerade hier eröffnet sich eine Perspektive, diese Tiere als widerständige Subjekte zu erkennen, welche die Grenzen zwischen Mensch und Tier, zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit um ein Drittes erweitern.
Freitag, 25.10.2013
18:00 Uhr
Referent
Prof. Dr. Bazon Brock
Denker im Dienst und Künstler ohne Werk
Führung
Heia Safari - Besucherschule
Freitag, 15.11.2013
18:00 Uhr
Referent
Prof. Dr. Thomas Macho
Kulturwissenschaftliches Institut der Humboldt-Universität zu Berlin
Vortrag
Verwandlungsgeschichten: Von Wölfen und Schweinen
Inhalt
Von Ovid oder Plutarch bis Walt Disney werden Verwandlungserzählungen tradiert, in denen Wölfe und Schweine eine Schlüsselrolle spielen. Deren Beziehung ist rätselhafter als das Verhältnis von Wölfen und Lämmern, das der Logik von Jagd und Flucht, Raub und Beute, zu folgen scheint. Was verbindet die Wölfe und die Schweine? Der Vortrag entwirft eine Genealogie der Ambivalenz.
Film
19:30 Uhr
THE WOLF MAN, R: George Waggner. USA 1941, 70 Min., OmdU, ab 12
Inhalt
Lawrence Talbot glaubt nicht an Mythen und Märchen. Bei einem Besuch auf dem Landsitz seines Vaters muss er seine Überzeugungen jedoch revidieren. Er zieht den Fluch auf sich, bei jedem Vollmond die Gestalt eines Wolfes anzunehmen. Der erste Werwolf-Film, der Horrorklassikern wie Dracula oder Frankensetin in nichts nachsteht.
Freitag, 22.11.2013
18:00 Uhr
Referent
Sven Wirth vom Chimaira
Arbeitskreis für Human-Animal-Studies
Vortrag
Zur Dekonstruktion der Mensch/Tier-Grenze.
Perspektiven und Ansätze aus den Human-Animal Studies
Inhalt
Die Frage, was eigentlich "Tiere" von Menschen unterscheidet, hat nicht nur bedeutende Auswirkungen auf den Umgang mit nichtmenschlichen Individuen. In der dominanten westlichen Geschichte gibt es kaum gravierendere Stützpfeiler der philosophischen Tradition als die Grenze zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren. Aber diese ist keine natürliche Grenze, sie ist nicht "einfach da", sondern sie wird, in machtvollen Praxen, immer wieder neu hergestellt. Nichtmenschliche Tiere sind der zentrale Abgrenzungspunkt um zu konstruieren, was "der Mensch" ist. In diesem Dualismus liegt eine wesentliche Grundlage des menschlichen Selbstverständnisses, aber auch "unseres" Vormachtanspruches; was die Vehemenz des Widerstands erklärt, der bei Einsprüchen gegen hegemoniale Grenzziehungspraxen zu vernehmen ist.
Film
19:30 Uhr
HUMANIMAL, R: Francesc Morales. Chile 2010, 82 Min., ohne Dialog, ab 18
Inhalt
Nachdem die Schildkröte von seinem einzigen Freund dem Fuchs über's Ohr gehauen wurde, werden diese zu Konkurrenten um die Zuneigung der Katze. Gewinnen wird derjenige, der es am besten versteht menschliche Eigenschaften nachzuahmen - denn nur hierdurch lässt sich die Katze verführen. Die tierischen Protagonisten dieser surreale "Horror-Fabel" werden verkörpert durch kostümierte Schauspieler ohne Einsatz von Worten. HUMANIMAL wurde bereits auf mehreren südamerikanischen Festivals ausgezeichnet und wird nun erstmalig in Deutschland aufgeführt!
Freitag, 06.12.2013
18:00 Uhr
Referent
Jan Niklas Howe M.A.
Peter Szondi-Institut an der Freien Universität Berlin
Vortrag
Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Monstrositäten zwischen
Ästhetik und Lebenswissenschaften
Inhalt
Monströse Mischwesen begleiten die Literaturgeschichte, aber auch die Naturgeschichte von ihren jeweiligen Anfängen an. Die Geschichte dieser Mischwesen widerlegt jede Hypothese einer linearen affekthistorischen Entwicklung vom abergläubischen Schrecken zum wissenschaftlich-nüchternen
Umgang mit Monstren; stattdessen scheint sie strukturiert durch eine Dialektik von Banalisierung und symbolischer Aufladung, Defiguration und Refiguration, Sichtbarmachung und Invisibilisierung.
Film
19:30 Uhr
THE FLY, R: David Cronenberg. Kanada, USA 1986, 92 Min., OmdU, ab 18
Inhalt
Ein Wissenschaftler erfindet eine Teleportationskammer. Beim Selbstversuch verirrt sich während des Transfers eine Stubenfliege in das Gerät. Die DNA des Insekts und des Menschen verschmilzen: Der Wissenschaftler mutiert zunehmend zu einem monströsen Fliegenwesen mit übermenschlichen Fähigkeiten.
Freitag, 13.12.2013
18:00 Uhr
Referent
Marcel Sebastian M.A.
Group for Society and Animals Studies an der Universität Hamburg
Vortrag
Ambivalente Verhältnisse:
Soziologische Perspektiven auf die Mensch-Tier-Beziehung
Inhalt
Menschen pflegen höchst unterschiedliche Beziehungen zu Tieren, die vom Nahrungsmittel bis zum Familienmitglied reichen können. Der Vortrag beleuchtet die unterschiedlichen Formen ambivalenter Mensch-Tier-Beziehungen und rückt dabei vor allem gewaltsoziologische Fragen in den Mittelpunkt.
19:30 Uhr
Referentin
Dr. Natalie Steck
Institute of Experimental Medicine der Christian-Albrechts-Universität
Kiel und Research Center Borstel
Vortrag
Humanisierung von Tiermodellen:
Ansätze der Grundlagenforschung
Inhalt
Das anfängliche Interesse an tierexperimentellen Studien bestand darin, physiologische Vorgänge in einem Organismus zu verstehen. Im letzten Jahrhundert änderte sich diese Motivation dahingehend, dass komplexe krankheitsbezogene Fragestellungen in den Vordergrund gerückt sind. Heutiges angewandtes Wissen führt zu einer Vielzahl unterschiedlicher Tiermodelle, die vor allem dazu benutzt werden, Ursachen und Krankheitsverläufe beim Menschen zu verstehen. Um der Translation Tier- Menschen gerecht zu werden, entwickelten sich „humanisierte“ Modelle, in denen Tieren bestimmte humane Merkmale auferlegt werden.
Freitag, 10.01.2014
18:00 Uhr
Referentin
Anne Hölck M.A. von Chimaira Arbeitskreis für Human-Animal-Studies
Vortrag
"Lebende Bilder" und "täglich wilde Szenen".
Eine Recherche zum Tierbild in der Gestaltung von Zoogehegen
Inhalt
Warum Tiere ansehen? Fragt John Berger 1980 und stellt in Bezug auf den Zoo mittels der Bildkritik fest: Tiere sind aus den konkreten Räumen der Menschen verschwunden, sie dienen vielmehr den imaginären Beziehungen. Angesichts zeitgenössischer Zooarchitektur und im Kontext der Human-Animal Studies wirft diese Frage heute veränderte Perspektiven auf gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse auf.
Film
19:30 Uhr
BESTIAIRE, R: Denis Côté. Kanada, Frankreich 2012, 72 Min., ohne Dialog, ab 18
Inhalt:
Der Blick des Menschen auf das Tier: In einem Zeichenkurs, im Safaripark, in der Werkstatt eines Tierpräparators. Der Film studiert Blick- und Wahrnehmungsrichtungen, die nur allzu oft von ungleichen Machtverhältnissen zeugen. Das Auge der Kamera nimmt diese Begegnungen zwischen Mensch und Tier nüchtern und ungerührt in sich auf.
Samstag, 11.01.2014
15:00 Uhr
Theaterstück
Call Me Manora: Diary of a Kinnari
(Stagereading in English)
Unter der Leitung von:
Prof. Catherine Diamond
Interweaving Performance Cultures an der Freien Universität Berlin
Inhalt:
Call Me Manora is a new play that combines the Thai legend of the Buddhistkinnari jataka with environmental problems in Southeast Asia, namely the H5N1 virus (avian flu). The play features many hybrid characters that are still well-known in Asia. Although featured in traditional dances and dramas, these “humanimals” are becoming marginalized in the contemporary imagination. The performance is a collaboration of the Kinnari Ecological Theatre Project and Theater Zusammenhang. It is presented under the auspices of Humboldt Universität, Museum für Naturkunde, and “Interweaving Performance Cultures” at Freie Universität.
18:00 Uhr
Referentin
Katja Kynast M.A.
Kulturwissenschaftlichen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin
Vortrag
Die Zusammenführung menschlicher und tierlicher Umwelten.
Jakob von Uexkülls und Emanuel Sarris’ Methode zur Ausbildung von Blindenhunden
Inhalt
1931 entwickelten Emanuel Sarris und Jakob von Uexküll am Hamburger Institut für Umweltforschung eine neue Methode für die Ausbildung von "Führhunde für Blinde", die bis heute wirksam ist. Grundlage hierfür bildete Uexkülls Umweltlehre, nach der sich jedes Lebewesen in seiner eigenen, subjektiven Wahrnehmungswelt befindet, bzw. diese gemäß seines "Bauplans" selbst konstituiert. Der Vortrag untersucht, mit welchen Methoden Uexküll und Sarris das demnach für die Blindenhundeausbildung notwendige "Ineinandergreifen zweier Umwelten" realisierten und wie sie hierbei gestaltpsychologische und behaviouristische Ansätze rezipierten.