Mehr Raum für Wissenschaftler und Besucher
Das Tieranatomische Gebäudeensemble wird wiederhergestellt.
Mit einem kleinen Brückenbau als Verbindung zum Tieranatomischen Theater errichtete Julius Emmerich 1874 den Gerlachbau. Er wird jetzt saniert.
Foto: Matthias Heyde
Bereits im Oktober 2012 konnte das Tieranatomische Theater – das älteste erhaltene akademische Lehrgebäude Berlins - nach siebenjähriger Restaurierung wieder seine Pforten öffnen. Nun soll mit der Sanierung der dazugehörigen Gebäude, dem so genannten Gerlachbau und der Schlachthalle, begonnen werden. Erneut wird die Wiederherstellung unter anderem aus Mitteln der Hermann Reemtsma Stiftung finanziert.
1787 verfügte König Friedrich Wilhelm II die Errichtung einer Tierarzneischule zur Verbesserung der Preußischen Kavallerie und zur Bekämpfung von Tierseuchen. Carl Gotthard Langhans, Lieblingsarchitekt des Königs, schuf ein einzigartiges Bauwerk, das mit seinen aufsteigenden Sitzreihen an ein antikes Amphitheater erinnert. Schon 1790 war die Forschungseinrichtung für die dringend gebrauchten Tierärzte fertig gestellt. Etwa 80 Jahre später wurde ein Erweiterungsbau notwendig, um Platz für die wissenschaftlichen Sammlungen und eine Obduktionshalle zu schaffen. Mit einem kleinen Brückenbau als Verbindung zum Tieranatomischen Theater errichtete Julius Emmerich 1874 den Gerlachbau. 1935/36 erweiterte Walter Wolf die Einrichtung um die Schlachtehalle. Beide Architekten übernahmen die wesentlichen Gestaltungselemente Carl Gotthard Langhans und so entstand ein einzigartiges Gebäudeensemble in der Mitte Berlins.
Dass das Tieranatomische Theater, der Gerlachbau und die Schlachtehalle als Ensemble vereint sein werden, hat die Humboldt-Universität dem großzügigen Engagement der Hermann Reemtsma Stiftung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Stiftung Humboldt-Universität zu verdanken. Die Unterstützung der drei Stiftungen – 2011 für das Tieranatomische Theater, das im Berliner Volksmund auch Trichinentempel genannt wird, und heute für beide Erweiterungsbauten – ermöglicht der Humboldt-Universität, ihr wertvolles bauliches Erbe zu erhalten und für die Universität sowie für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
„Wir freuen uns sehr, dass die Humboldt-Universität nach dem spektakulären Trichinentempel nun auch den angrenzenden Gerlach-Bau sanieren wird, um Wissenschaftlern und Besuchern mehr Raum zu geben“, sagt Dr. Sebastian Giesen, Geschäftsführer der Hermann Reemtsma Stiftung, die die Großspende in Höhe von 875.000 Euro zugesagt hat. Im restaurierten Gerlachbau entstehen Infrastrukturen für Forschung und Lehre, die sowohl inhaltlich als auch räumlich mit den Ausstellungen im Tieranatomischen Theater verknüpft sind.
Die Reemtsma Stiftung ist eine private Förderstiftung, deren besonderer Schwerpunkt die Baudenkmalpflege ist. Für die Wiederherstellung des Tieranatomischen Theaters hatte die Stiftung bereits 1.000.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Karina Jung / Niklas Marxen
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