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Vorlesungen

• Thomas Macho
  53 281 Tiere, Menschen, Maschinen: Einführung in die Animal Studies
  Zeit: Di 16 - 18 Uhr, wöchentlich (vom 09.04. bis 13.07.)
  Raum: Unter den Linden 6, 2002
  
  Kommentar

  Organisatorisches:
  In Absprache mit der Studienfachberatung Kulturwissenschaft kann die Teilnahme an der Vorlesung im MA-Modul Episteme-Strukturen anerkannt werden.
  
• Arne Schirrmacher
  84 001 Die Entschlüsselung der Natur. Eine kleine Wissens- und Kulturgeschichte der Naturwissenschaften im letzten Jahrhundert
  Zeit: Mo 12 - 14 Uhr, wöchentlich
  Raum: Unter den Linden 6, 3031
  
  Kommentar

  Die Vorlesung umreißt die grundlegenden Entwicklungen der modernen Physik, Chemie und Biologie seit 1900 in einem synthetischen Zugang. Sie soll als Form eines Studium generale eine Einführung in die historische Herausbildung unserer wissenschaftlich-technischen Welt und unserer wissensbasierten Gesellschaft geben und zugleich herausarbeiten, wie diese
  Entwicklung unter einer bestimmten, das 20. Jahrhundert prägenden Metapher stattfand.
  Atome, Gene und Kunststoffe ("Plastik") sind die allgegenwärtigen Paradebeispiele, die in ihren Entstehungszusammenhängen, in den an ihnen beteiligten Akteuren und in ihrer symbolischen Wirkung durch das letzte Jahrhundert verfolgt werden. Schlüssel zur Erkenntnis der Natur und zu erfolgreicher Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden war meist die Vorstellung, die Physik auf elementare Bestandteile, die Chemie auf synthetische Nach- und Neubildung von Materialien und die Biologie auf genetische Programmierung und molekulare Abläufe reduzieren zu können. Diese Entschlüsselung der Natur ging indes mit spezifischen Vorstellungen von Wissen und seiner kulturellen Deutung einher und wir erleben am Anfang des 21. Jahrhunderts, dass sich viele reduktionistische Entschlüsselungsversprechen wie etwa in der Genetik nicht erfüllt haben.
  Vorkenntnisse auf Abiturniveau sind hinreichend zum Verständnis der Vorlesung.
  
  Literatur:
  Helge Kragh: Quantum Generations: A History of Physics in the Twentieth Century, Princeton 1999.
  Stephen Fenichell: Plastic. The making of a synthetic century, New York 1996.
  Lily E. Kay: Das Buch des Lebens: Wer schrieb den genetischen Code? München 2002.

Übungen

• Matthias Bruhn
  53 382 Datieren von Kunstwerken
  Zeit: Di 16 - 18 Uhr, wöchentlich
  Raum: Unter den Linden 6, 3031
  
  Kommentar

  Die Veranstaltung sieht Übungen zur altersmäßigen Einordnung von Objekten unterschiedlicher Form und Herkunft vor. Auf dieser Grundlage sollen im Verlauf des Semesters auch historische Quellentexte erarbeitet und die theoretischen Grundlagen einer solchen Bestimmungsarbeit reflektiert werden. So wäre neben den Techniken des formalen (etwa stilhistorischen) Vergleichs zu klären, welche Bedeutung beispielsweise der Neuzuschreibung, Umdeutung oder Reinszenierung einer Sache zukommt oder in welchem Verhältnis die Autopsie der Kunstbetrachtung zu naturwissenschaftlich-technischen Verfahren der Bestimmung von Materialien steht. Zu bedenken sind hierbei immer auch die verschiedenen und sich wandelnden Begrifflichkeiten (des Artefakts, Werks, Objekts oder Originals).

Projektseminar

• 2736068 "Projektseminar Ausstellungspraxis"
  Zeit: Mi 14 - 16 Uhr, wöchentlich (vom 10.04. bis 17.07.)
  Raum: Unter den Linden 6, 3031
  
  Kommentar

  Referentinnen/Referenten: Dipl.-Des. Benedikt Esch; Astrid Faber, Sonja Kreff, Dipl.-Biol. Uwe Moldrzyk, J. Röhner (alle Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin), Dr. Friederike Kitschen, Dr. Cornelia Weber (beide Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität zu Berlin)
  Leistungspunkte: 5 pro Semester
  Im Projektseminar „Ausstellungspraxis“ erarbeiten Studierende selbstständig eine Ausstellung zu einem vorgegebenen Thema. Die Studenten übernehmen dabei in Kleingruppen die Aufgaben/ Positionen eines realen Planungsteams wie etwa „Projektkoordination“, „inhaltliche Konzeption“, „Grafik“, „Gestaltung“, „PR & Marketing“ usw. Dabei werden sie von Experten aus unterschiedlichen Bereichen unterstützt, die als Tutoren während des Projektseminars fungieren. Die Studierenden lernen dabei aktiv und forschend ein spannendes und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld wissenschaftlichen Arbeitens kennen und erwerben Schlüsselqualifikationen, die in vielen Berufen anwendbar sind. Gleichzeitig erarbeiten sie kulturell und gesellschaftlich bedeutende Themen und präsentieren sie einer breiten Öffentlichkeit.
  Ziel der Lehrveranstaltung ist es, den Studierenden Einblicke in die vielfältigen Anforderungen der Ausstellungsplanung und -umsetzung zu gewähren, in Ausstellungskonzeption und -kommunikation, Ausstellungsmanagement, allgemeinverständlich-wissenschaftliches Schreiben, Gestaltung von Räumen und Drucksachen, Museumspädagogik etc. Neben diesen spezifischen Fähigkeiten können die Studierenden aber auch allgemeine berufsorientierte Schlüsselqualifikationen erwerben: Team- und Kommunikationsfähigkeit, zielgerichtetes Arbeiten, Medienkompetenz, ökonomische Grundlagen, Projektmanagement.
  Das Projektseminar ist auf zwei Semester angelegt; eine Teilnahme in beiden Semestern ist jedoch nicht zwingend notwendig. Im ersten Semester (WS) wird ein Ausstellungskonzept entwickelt, im folgenden Semester (SS) wird das Konzept umgesetzt. Die Teilnehmer treffen sich während des Semesters einmal wöchentlich für die Vermittlung von theoretischen Inhalten bzw. die Umsetzung von praktischen Übungen.
  Die Veranstaltung richtet sich an Studierende aller Fachrichtungen.
  Da die Teilnehmerzahl aus organisatorischen Gründen beschränkt werden muss, bitten wir um eine Bewerbung bzw. ein
  Motivationssschreiben an: weber@mathematik.hu-berlin.de
  Studierende des Studienganges Rechtswissenschaft (Abschlussziel: Erste juristische Prüfung) entnehmen das anerkannte Angebot im Bereich "Schlüsselqualifikationen" dem Vorlesungsverzeichnis der Juristischen Fakultät.
• Chrstian Kassung
  53 297 Einarmige Banditen. Kulturgeschichte der Spielautomaten
  Zeit: Mo 12 - 14 Uhr, wöchentlich (vom 08.04. bis 13.07.)
  Raum: Georgenstraße 47, 0.09
  
  Kommentar

  Ende des 19. Jahrhunderts tauchen in Amerika die ersten Münzspielautomaten auf: Münze rein, Hebel ziehen, warten und gewinnen oder verlieren. So unglaublich simpel dieses technische Dispositiv ist, so ungebrochen der Siegeszug der Einarmigen Banditen bis in die ehemalige portugiesische Kolonie Macao im entferntesten Osten der Welt. Und so paradoxal die dahinterliegenden Theorien von Zufall und Wahrscheinlichkeit. Das Seminar rekonstruiert die Faszinationsgeschichte der Einarmigen Banditen aus verschiedenen Perspektiven wie Spiel- und Wahrscheinlichkeitstheorie, Soziologie, Psychologie, Ethnologie oder Literatur.

Seminare

• Arne Schirrmacher
  51 408 Die Bombe für Hitler und die Bombe gegen Hitler. Wissenschaft, Waffe, Wirkung
  Zeit: Fr 12 - 14 Uhr, wöchentlich
  Raum: Hausvogteiplatz 5-7, 0304b
  
  Kommentar

  Keine einzelne Entscheidung hat die Welt im 20. Jahrhundert mehr verändert als der Einsatz der Atombombe und vielleicht wurde auch keine historische Episode von Politikern, Wissenschaftlern und Historikern rückblickend so stark interpretiert und uminterpretiert wie die Entstehungsrationalität, die Einschätzung der politischen Rolle und die Geschichte der gesellschaftlichen Wirkung von "Uranprojekt" in Deutschland und "Manhattan Project" in den USA. Die Übung wird daher neben den drei Hauptlinien, die auf die wissenschaftliche Vorgeschichte, die Nutzung von Nukleartechnologie als Waffe und die vielfältigen Auswirkungen der militärisch-wissenschaftlichen Großprojekte fokussieren, insbesondere die Diskursverschiebungen der jüngeren Historiographie betrachten.
  Die Übung ist Teil des Programms »Vielfalt der Wissensformen«. Nähere Informationen dazu unter:
  http://bolognalab.hu-berlin.de/projekte-des-bologna.labs/vielfalt-der-wissensformen
  
  Literaturauswahl: Michael Gordin: Five Days in August: How World War II Became a Nuclear War, Princeton 2007. Mark Walker: Die Uranmaschine. Mythos und Wirklichkeit der deutschen Atombombe, Berlin 1990. Richard Rhodes: The Making of the Atomic Bomb, New York 1986. Kai Bird/Martin Sherwin: American Prometheus: The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer, New York 2005. Paul Lawrence Rose: Heisenberg and the Nazi Atomic Bomb Project. A Study in German Culture, Berkeley u.a. 1998.
• Thomas Macho, Antonio Lucci
  53 318 Philip K. Dick: Literatur, Religionsphilosophie, Kino
  Zeit: Mo 12 - 14 Uhr, wöchentlich
  Raum: Georgenstraße 47, 0.07
• Felix Prinz
  53 408 Reliquienretabel in Mittelalter und Früher Neuzeit
  Zeit: Mi 16 - 18 Uhr, wöchentlich (ab 17.04.)
  Raum: Unter den Linden 6, 3031
  
  Kommentar

  Die Integration von Reliquienausstellung und Bildprogramm kann als eine wesentliche Leistung der Reliquienretabel und zugleich als deren Konfliktpotential erkannt werden. Ausgehend von den um 1300 entstandenen Flügelretabeln in Cismar und Doberan, über die kölnischen Reliquienretabel bis zu den am Beginn der Neuzeit entstandenen Werken in Xanten und Münster möchte das Seminar deren Entwicklung verfolgen und einen Überblick über diesen Retabeltypus bieten. Dabei sollen das Verhältnis von Reliquien und Bildprogramm sowie die Funktionen der Altaraufbauten im historischen Kontext und Rahmen untersucht werden.
  Literatur:
  Einführende Literatur: Norbert Wolf: Deutsche Schnitzretabel des 14. Jahrhunderts, (Denkmäler Deutscher Kunst), Berlin 2002; Klaus Krüger: „Aller zierde wunder trugen die altaere“. Zur Genese und Struturentwicklung des Flügelaltarschreins im 14. Jahrhundert. In: Entstehung und Frühgeschichte des Flügelaltarschreins, hg. von Hartmut Krohm, Klaus Krüger und Matthias Weniger, Berlin 2001, 69–85; Wolfgang Kemp: Substanz wird Form. Form ist Beziehung. Zum Remakulus-Altar der Abtei Stavelot. In: Kunst und Sozialgeschichte, hg. von Martin Papenbroch u.a., Pfaffenweiler 1995, 219–234; Harald Keller: Der Flügelaltar als Reliquienschrein. In: Studien zur Geschichte der Europäischen Plastik. Festschrift Theodor Müller, hg. von Kurt Martin u.a., München 1965, 125–144; Joseph Braun: Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung, Zwei Bände, München 1924.
• Jochen Hennig, Kirsten Weinig
  84 002 "Wissens-Sounds" - Konzipieren und Verfassen von Hörtexten zum Tieranatomischen Theater
  Zeit: Di 10 - 12 Uhr, wöchentlich
  Raum: Unter den Linden 6, 3031
  
  Kommentar

  Vom Podcast über das Radio-Feature bis zum Audioguide im Museum: Hörtexte sind heute ein fester Bestandteil der Wissensvermittlung. Im Seminar werden wir das Format des Hörtextes zunächst analysieren und anschließend selbst erproben. Thematisch beschäftigen wir uns dabei mit dem ältesten, noch erhaltenen akademischen Lehrgebäude in Berlin: dem Tieranatomischen Theater auf dem Campus Nord der Humboldt-Universität. 1790 von Carl Gotthard Langhans als repräsentatives Haupthaus der soeben gegründeten Königlichen Tierarzneischule erbaut, war das frühklassizistische Gebäude über 200 Jahre lang Schauplatz einer sich immer weiter ausdifferenzierenden Tiermedizin. 2012 wurde es nach mehrjähriger Restaurierung zum universitären Ausstellungs- und Veranstaltungsort.
  Das Seminar verbindet praxisorientierte Anteile, die z.B. Einblicke in die Arbeit einer Audioguide-Firma geben, mit eigenständigen Recherchen zu architektur- und wissenschaftsgeschichtlichen sowie biologisch-medizinischen Aspekten des Tieranatomischen Theaters und seiner Nutzung. Die Literaturstudien ergänzen sich dabei mit Interviews – zum Beispiel mit Lehrenden der Veterinärmedizin, mit SammlungsleiterInnen oder Kunst- und GartenhistorikerInnen. Kurze Sequenzen dieser Gespräche können in die Hörtexte einfließen.
  Die im Verlauf des Seminars entstehenden Texte werden in Zusammenarbeit mit dem Computer- und Medienservice der HU eingesprochen, geschnitten und wenn möglich zu einer auch als App verfügbaren Hörführung durch das Tieranatomische Theater zusammengeführt.
  Das Seminar besteht aus mehreren wöchentlich stattfindenden Terminen (Di 10:00 – 12:00) in Kombination mit einem Block zum Einsprechen und Schneiden der Texte gegen Ende des Semesters (Termin wird in der ersten Sitzung festgelegt).
  Die Seminarsitzung in der zweiten Semesterwoche (16.04.2013) findet im Tieranatomischen Theater, Philippstr. 12 statt.
  
  Literatur:
  Jens-Oliver Kempf: Die Königliche Tierarzneischule in Berlin von Carl Gotthard Langhans. Eine baugeschichtliche Gebäudemonographie, Gebr. Mann Verlag, Berlin 2008
  Volker Deutrich (Hrsg.): Von der Königlichen Tierarzneischule zur Veterinärmedizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu
  Berlin 1790–1900, Quintessenz Verlags-GmbH, München 1990
• Arne Schirrmacher
  84 003 Hands-on History: Historische wissenschaftliche Objekte in Berliner Laboren und Museen
  Zeit: Do 14 - 16 Uhr, wöchentlich
  Raum: Mohrenstraße 40/41, 219/220
  
  Kommentar

  Lange haben historische und kulturwissenschaftliche Reflexionen über die Naturwissenschaften die Vertracktheit der Dinge außer Acht gelassen, während im Wissenschaftsmuseum alles, was hands-on benannt werden kann, spätestens seit Ende der 1960er Jahre Konjunktur hatte. Dabei geht die Ideen, Laien die Objekte der Wissenschaft zu zeigen, auszuhändigen und zu erklären viel länger zurück. Etwa konnte der Besucher der "Urania" von 125 Jahren schon Wissenschaft selbst in die Hand zu nehmen.
  Die Übung nutzt die vielfältigen wissenschaftlichen Institutionen in Berlin, die für bahn-brechende Forschung verantwortlich waren, sowie die Museen, die sich um die Vermittlung der neuen Erkenntnisse der Naturwissenschaften kümmerten für eine Spurensuche. Welche Instrumente, Objekte und Maschinen, die für die großen wissenschaftlichen Entdeckungen des letzten Jahrhunderts entscheidend waren, können wir noch finden? Was sagt deren Materialität über das Wissen aus und die Umstände seiner Erzeugung? So ist etwa die Physikalisch-Technische-Bundesanstalt, deren Vorgänger die Messungen für Plancks Quantentheorie durchführte, und die heute einen Teilchenbeschleuniger für Anwendungen in der Weltraumforschung betreibt, ebenso ein Ort, an dem wir den Objekten der Wissenschaft nachgehen wollen, wie die Max-Planck-Institute in Dahlem, an denen in Physik, Chemie und Biologie Schlüsselexperimente zum Atom, zur Genetik oder neuer chemischer Synthesen durchgeführt wurden. Wir besuchen die Ausstellung "Mythos und Wissenschaft - 125 Jahre Urania" und forschen nach den Reliquien der Besucherexperimente, während die Neueröffnung des Spektrum , des Science Centers des Berliner Technikmuseums, die Frage nach dem Sinn von historischen Originalobjekten gegenüber didaktischen Schauobjekten aufwirft. Das Max-Delbrück-Zentrum für molekulare Medizin und die Ausstellung im Naturkundemuseum zu "60 Jahre Entdeckung der DNA-Struktur" im Naturkundemuseum und sind weitere Stationen zu Objekten der Genetik in Forschung und Wissensvermittlung.
  Das Konzept des Seminars besteht wesentlich darin, in kleinen Teams zusammen mit dem Dozenten eine Seminareinheit zu gestalten und die Ergebnisse etwa in Form einer Wissenschaftslandkarte zusammenzuführen.
  
  Literatur:
  Roger H. Stuewer/John Rigden (Hg.): The Physical Tourist: A Science Guide for the Traveler, Boston 2008 [u.a. Kapitel über Berlin].
  Constantin Goschler (Hg.): Wissenschaft und Öffentlichkeit in Berlin, 1870-1930, Stuttgart 2000.
  Urania (Hg.): Führer durch die Urania, Anstalt für populäre Naturkunde, Berlin 1905.
  David Cahan: Meister der Messung. Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt im Deutschen Kaiserreich, Weinheim 1992.
  Peter Gruß/Reinhard Rürup (Hg.): Denkorte. Max-Planck-Gesellschaft und Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Brüche und Kontinuitäten 1911-2011, Dresden 2010.
  Jochen Hennig/Udo Andraschke (Hg.): Weltwissen. 300 Jahre Wissenschaften in Berlin, München 2010.
  Ian Hacking: Representing and intervening: Introductory topics in the philosophy of science, Cambridge, CUP 1983 [dt. 1996 u.d.T. "Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften", thematisiert die Problematik des Experiments und des Umgangs mit Objekten]
  John G. Beetlestone et. al.: The Science Center Movement: Contexts, Practice, Next Challenges, Public Understanding of Science 7 (1998), S. 5-22.
• Arne Schirrmacher
  84 004 100 Jahre Bohrsches Atommodell: Dekonstruktion einer Ikone naturwissenschaftlichen Wissens
  Zeit: Mo 15 - 17 Uhr, wöchentlich
  Raum: Newtonstraße 14, 1.09
  
  Kommentar

  Jeder kennt das Bild des modernen Atoms als ein kleines Planetensystem, in dessen Mitte sich der Atomkern befindet. Dieses Signet der Moderne ziert jedes Lehrbuch der Physik oder Chemie, findet sich als Holz-und-Draht-Modell in Museen und Schulsammlungen aber auch in vielen symbolischen Repräsentationen von Atom-Macht bis hin zur Iranischen Flagge. Lehrer behandeln es in der Schule und selbst im Physikstudium nimmt es einen zentralen Platz ein. Der Physiker weiß indes, dass eigentlich alles an dieser Ikone der modernen Wissenschaft falsch ist: Weder kreisen die Elektronen – nach der Quantenmechanik gibt es im Mikrokosmos gar keine Bahnen und messen kann man sie nach Heisenberg sowieso nicht – noch wäre ein solches Atom nach den Gesetzen der Physik stabil. Auch liefert es für alle Elemente außer dem Wasserstoff falsche Ergebnisse...
  Das Seminar sucht nach dem Wahren im Falschen, indem es die Rolle des Bohrschen Atommodells auf verschiedenen Ebenen untersucht:
  - auf der der experimentellen Erfolge und Misserfolge,
  - auf der seines heuristischen Wertes für die Entwicklung neuer Theorien oder als Näherung und
  - auf der Ebene seiner öffentlichen Wirkung in Bild und Objekt.
  Insgesamt besichtigen wir die Atombilder eines Jahrhunderts und wollen auch versuchen, eigene Modelle zu entwerfen, die den verschiedenen Aspekten der atomaren Welt in unterschiedlicher Weise gerecht werden.
  
  Literaturauswahl:
  Helge Kragh: Niels Bohr and the Quantum Atom. The Bohr Model of Atomic Structure 1913-1925, Oxford 2012.
  Finn Aaserud/John L. Heilbron: Love, Literature and the Quantum Atom: Niels Bohr's 1913 Trilogy Revisited, Oxford 2013.
  Charlotte Bigg/Jochen Hennig (Hg.): Atombilder. Ikonografien des Atoms in Wissenschaft und Öffentlichkeit des 20. Jahrhunderts, Göttingen 2009.
  John L. Heilbron/Thomas S. Kuhn: The genesis of the Bohr atom, Hist. Stud. Phys. Sci. 1 (1969), S. 211-290.
  Arne Schirrmacher: Looking into (the) matter. Scientific artefacts and atomistic iconography, in: Peter Morris/ Klaus Staubermann (Hg.): Illuminating Instruments, Washington 2009, S. 133-157.
  Martin Gutzwiller: Chaos in classical and quantum mechanics, Heidelberg 1990.
  Anatoly A. Svidzinsky et. al.: Bohr Model and Dimensional Scaling Analysis of Atoms and Molecules, International Reviews in Physical Chemistry 27 (2008), S. 665-723.
• Susanne Quehenberger
  84 005 Typografische Wissensformen
  Zeit: Do 12 - 16 Uhr, 14-täglich
  Raum: Unter den Linden 6, 3031
  
  Kommentar

  Schreiben und Lesen zählt zu den elementarsten Praktiken wissenschaftlichen Arbeitens. Wir entwickeln unser Geschick darin, dem Textfluss zu folgen oder relevante Stellen schnell zu finden. Unsere »Textarbeit« gelingt dann vielleicht sogar am besten, wenn wir gar nicht bemerken, wie die Form der Buchstaben gestaltet ist und dass wir beim Lesen gelegentlich umblättern müssen. Das Seminar wird im Rahmen des Studienprogramms »Vielfalt der Wissensformen« angeboten und richtet sich an Studierende aller Fächer der Humboldt-Universität. In einem interdisziplinären Vergleich wird erarbeitet, welchen Beitrag die Typografie gerade durch ihre ästhetische Qualität und materielle Widerspenstigkeit zu einer Herausbildung verschiedener Wissensformen leistet. Untersucht wird dabei die Wahl der Schrift, die Anordnung von Text auf der Seite sowie (Druck)Technik und Arbeitsteilung im Zuge von Publikationen.
  Praktische gestalterische Übungen sind ein integraler Bestandteil des Seminars. Sie dienen dazu, die Sichtbarkeit von Schrift und Layout neu erfahren und reflektieren zu können. Eine Exkursion zur Bleisatzwerkstatt der Kunsthochschule Weißensee ist vorgesehen.
  Die Dozentin, Susanne Quehenberger, ist Kulturwissenschaftlerin und Grafikerin. Studierende aller Fachrichtungen sind herzlich eingeladen.